Chronik der Schillerschule

Die Schillerschule – das Gymnasium in Kleefeld

Da die Jahrbücher der Schillerschule nicht mehr komplett im Schularchiv vorliegen, konnten sich die Bearbeiter bei ihrem Überblick über die Geschichte der Schule nur auf eine lückenhafte Materialgrundlage stützen. Neben Informationen pensionierter und aktiver Kolleginnen und Kollegen sind dies insbesondere ein Artikel von Magdalene Langrehr „Alte Schillerschule und Bund der Ehemaligen“ im Jahrbuch 1957, die Festschriften zum 10-jährigen Bestehen der Schule, zum 25-jährigen, zum 40-jährigen und zum 50-jährigen Jubiläum sowie eigene Recherchen in Akten und Unterlagen der Schule wie der früheren Schülerzeitung „Die Glocke“. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde im folgenden Text auf Einzelnachweise verzichtet.

Zur besseren Übersicht haben wir diese nunmehr aktualisierte, umfassende Chronik über die Geschichte der Schillerschule in mehrere Teile gegliedert:

Zur Vorgeschichte unserer Schule

Zur Geschichte der ersten Schillerschule in Hannover 1878 - 1943

Außenansicht der Schillerschule am Clevertor 3-4
Die Aula der alten Schillerschule im Gebäude ‚Am Clevertor 3-4’

Die Geschichte der ersten Schillerschule begann 1878 mit dem Beschluss des Magistrats der Stadt Hannover, eine zweite weiterführende Schule für Mädchen zu gründen, ein bemerkenswert fortschrittlicher Beschluss für eine Zeit, in der eine über die Volksschule hinausgehende Mädchenbildung fast ausschließlich an Privatschulen stattfand. Die zunächst noch „Höhere Töchterschule 2“ genannte Schule wurde provisorisch in der städtischen Bürgerschule 9 in der Hagenstraße im Süden des Stadtteils Vahrenwald (heute Raiffeisenstraße/Ecke Lüdersstraße) untergebracht. Dort begannen 26 Schülerinnen am 22. April 1879 den Unterricht. An den Plänen für den Schulneubau kritisierte der damalige Direktor Mertens, dass „ein Zeichensaal, ein Physikzimmer mit Nebenkabinett, eventuell eine 10. Klasse fehle, und die Aula (…) zu klein“ sei. Der 1879 begonnene Neubau in der Nordstadt (An der Christuskirche 28) konnte schon Ostern 1881 bezogen werden, musste aber bereits 1885 erweitert werden. Grund hierfür war, dass sich nach der Neuregelung der Schulbezirke alle Mädchen, die nördlich der Linie Goethestraße – Schillerstraße – Lister Meile – Eilenriede wohnten und eine weiterführende Schule besuchen wollten, sich hier anmelden mussten. So wurde 1888 die für damalige Verhältnisse beachtliche Zahl von 387 Schülerinnen erreicht.

Aufgrund von Raummangel wurde die Schillerschule 1914 von der Christuskirche in das Gebäude der ehemaligen Oberrealschule „Am Clevertor 3 – 4“ verlegt. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums 1904 erhielt dieses Lyceum oder Mädchengymnasium den Namen ‚Schillerschule’. 1943, im 2. Weltkrieg, wurden die westlich vom Steintor gelegenen Gebäude völlig zerstört. Kurze Zeit wurde der Unterricht in Räumen der Goetheschule fortgesetzt, bis auch diese zerstört wurde. Schülerinnen dieser ersten Schillerschule fühlten sich unserer Schule nach der Neugründung 1954 verbunden und haben die Ausstattung durch Spenden wohlwollend unterstützt.

Die Wanderjahre 1954 bis 1960

Als die Schulraumnot in Hannover im Jahre 1953 einen Höhepunkt erreichte, entschied das Stadtschulamt, aus in die ‚Volksschule Altenbekener Damm’ ausgelagerten Klassen der Bismarckschule und der Tellkampfschule ein neues Gymnasium zu schaffen. Herr Böttcher von der Bismarckschule wurde mit der Leitung dieser zunächst ‚Zweigstelle der Bismarckschule’ genannten ‚Schule im Entstehen’ beauftragt. Am 21. April 1954, dem für die späteren Jubiläen maßgeblichen Datum, begann der Unterricht. Er fand in der Folgezeit in der ‚Volksschule Bonner Straße’, dann in den Räumen des heutigen KWRG im Zooviertel statt. Auf Druck der Elternschaft entschieden Stadt und Land, die Schule selbstständig zu machen. Zeitgleich mit der Goetheschule wurde die Schillerschule das erste Gymnasium mit koedukativem Unterricht in Hannover. Als zukünftiger Standort wurde Kleefeld benannt und inoffiziell machte der Name ‚Schillerschule’ die Runde. Die feierliche Namensgebung erfolgte noch ohne eigene Räumlichkeiten vor den Osterferien 1957. Eine weitere Zwischenstation vor dem endgültigen Umzug nach Kleefeld war die Freiherr von Stein Schule, in der 1960 die ersten Abiturprüfungen abgenommen wurden.

Erich Böttcher, Schulleiter von 1954 bis 1971

Kleefeld - die Heimat der Schillerschule ab 1960

Kleefeld war ursprünglich ein Feuchtgebiet ohne große wirtschaftliche Bedeutung. Der Streit um Weiderechte zwischen der Residenzstadt Hannover, dem zum Amt Coldingen gehörenden Kirchrode und dem zum Amt Langenhagen gehörenden Groß-Buchholz wurde 1776 durch die Aufteilung unter den weideberechtigten Gemeinden beigelegt. Hannover erhielt 604 Morgen und legte, um eine gute Nutzung des weit von der damaligen Stadtgrenze am Aegidientor entfernten Gebietes zu sichern, drei große Meierhöfe an, darunter auf dem Gelände unserer Schule den Hof Lutz, wie die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1781 zeigt.

Am 1. Oktober 1855, die Bauernbefreiung und die Agrarreformen im Königreich Hannover hatten die Bauern gerade erst zu Besitzern ihrer Ländereien gemacht, verkaufte der damalige Besitzer den Hof für die ansehnliche Summe von 34000 Talern in Gold an die Stadt Hannover. Diese übertrug eine ihr in der Calenberger Ritterschaft zustehende Stimme auf den Hof, der so zum Rittergut Kleefeld wurde.

Das Gut wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts an Hugo Ebell verpachtet. Der aufwändige Briefkopf der Spargel-Plantage H. Ebell zeigt die auf dem Gelände unserer Schule stehenden Gebäude des Rittergutes. Am linken Bildrand fährt ein Zug mit Dampflokomotive auf der einspurigen und bis 1912 ebenerdigen Bahnstrecke Hannover – Lehrte. Der Feldweg vor dem Gut, in etwa die heutige Ebellstraße, überquerte im Bereich der heutigen Unterführung als Hauptzufahrt zum Gut die Bahngleise in Richtung der Straße Hannover Misburg, der heutigen Berckhusenstraße. Die Gebäude links im Bild lagen im Bereich des Fachraumtraktes A und des Klassentraktes B der Schillerschule, die Gebäude rechts im Bereich von Aula und D-Trakt. Das kleine Wäldchen zwischen unserem großen Hof Süd und dem neuen Mensagebäude ist auf dem Bild als Teil des gutseigenen Parks rechts der Nebengebäude zu sehen. Das prächtige Wohnhaus des Besitzers, das „Herrenhaus“, besaß 1,20 m dicke Grundmauern und eine doppelte Freitreppe. Es befand sich zwischen unserem Innenhof und den Sporthallen im Bereich des Hofes Nord.

Angebaut wurden auf einer größeren Fläche Spargel (450 Morgen), Bohnen, Erdbeeren (50 Morgen), Rhabarber (40 Morgen) sowie Maiglöckchenkeime (30 Morgen). Letztere wurden teilweise nach Amerika ausgeführt. Der Spargel, insbesondere der aus den Laher Plantagen, wurde mehrfach auf Ausstellungen prämiiert (Goldene Medaille). Die Erzeugnisse des Gutes wurden im Allgemeinen direkt an den Handel abgegeben. War jedoch durch günstiges Wetter die Spargel- und Erdbeerernte besonders groß, wurden diese beiden Produkte auch an die Konservenfabrik Hannover-Kirchrode abgegeben. Bearbeitet wurden die Flächen von so genannten Fremdarbeitern, hauptsächlich Polen und Galiziern. Auch russische Kriegsgefangene waren auf dem Rittergut Ebell im Kriegsjahr 1915 tätig.

In der Zeit der Weltwirtschaftskrise und im Zweiten Weltkrieg jedoch verfielen die Gebäude zunehmend. Durch die umfangreichen Wohnungsbauprogramme in der Zeit der Weimarer Republik erstreckte sich die Bebauung in Kleefeld in Form der Gartenstadt entlang der Senator-Bauer-Straße bis an die Ebellstraße. Die ehemaligen Ländereien nördlich der Bahnlinie waren durch Wohnungsbaugenossenschaften vollständig bebaut. Da es kein anderes Gymnasium im Osten Hannovers gab, teilte die Stadt die restlichen Ländereien des Gutes auf und errichtete auf dem ehemaligen Hofgelände Ende der 50er Jahre die Schillerschule.

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